Haltern verfügt über zwei Wallfahrtsstätten. Neben dem "Wundertätigen Kreuz", das in der Pfarrkirche St. Sixtus in der Innenstadt verehrt wird, gibt es hier auf dem Annaberg mit der Kapelle und ihrer holzgeschnitzten Anna-Selbdritt-Darstellung aus der Zeit um 1400 die zweite Wallfahrtsstätte.
Der Name "Selbdritt" stammt aus dem mittelalterlichen Deutsch und bedeutet "zu dreien" oder auch "selbst die Dritte", nämlich die Mutter Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind.
Im Mittelalter wurde der Berg Kommeberg, später Königsberg genannt, weil hier der letzte Fürst der freien Sachsen nach den Kämpfen mit den Franken gelebt haben soll.
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1378, in der auch von den Einkünften einer damals bereits bestehenden Kapelle die Rede ist, auf die der Ritter von Raesfeld zu Ostendorf, das nur wenige Kilometer von hier entfernt lag, verzichten wollte.
Erst 1556, also knapp 300 Jahre später, wird in der Chronik der Pfarrgemeinde St. Georg in Lünen berichtet, dass sich auf dem Annaberg bei Haltern eine Quelle aufgetan hat, in der sich ein vom "Blutgang" befallener Hirte wusch und nach einem Gebet vor dem Anna-Bildnis vollkommen geheilt war. Dadurch bekam der Annaberg mit seiner "Heilquelle" starken Zulauf, was als der Beginn der Annaberg-Wallfahrten angesehen werden kann.
Die damals entstandene Quelle wurde von den vielen Wallfahrern verunreinigt, so dass man durch Anlage eines Brunnens, der heute noch auf dem Parkplatz hinter der Pilger-Einkehrstätte zu sehen ist, Abhilfe schaffte.
Über die Wallfahrten zum Annaberg, der von jeher zur Pfarrgemeinde St. Sixtus in Haltern gehörte, wird in Chroniken der weiteren Jahrhunderte nur wenig berichtet. Bekannt ist jedoch, dass seit Jahrhunderten Pilger nach Haltern kamen. Die älteste, belegbare Wallfahrt war die der Kirchengemeinde St. Georg aus Bocholt seit 1620. Nach dem Zweitem Weltkrieg fand sie jedoch nicht mehr statt. Kerzenspenden auf den Ständern in der Kapelle zeugen auch noch heute von Wallfahrten aus verschiedenen Orten des Münsterlandes und des nördlichen Ruhrgebiets.
Zu erwähnen ist noch, dass 1689 unter Fürstbischof Friedrich von Plettenberg (1688-1706) die Verwaltung des Annabergs und die Betreuung der Pilger an die Jesuiten ging und erst 1788 wieder der Kirchengemeinde St. Sixtus übertragen wurde.
U. Backmann
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