"Türen öffnen...? Da kann ja jeder kommen!", das klingt wie: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit". Auch die, die nicht mehr in die Kirche gehen, haben dieses Adventslied wohl noch im Ohr. In ganz schlimmen Zeiten, damals, im 30-jährigen Krieg gedichtet, erzählt dieses Lied mit biblischen Bildern von der Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden. [1] Es ist so aktuell wie eh und je - nicht nur in Syrien auch im Alltag und im eigenen Leben. Die verschlossenen Türen sollen aufgemacht werden, im Kleinen wie im Großen.
"Türen öffnen" - das ist nicht nur ein Thema für den heutigen Adventssonntag, es wird das Thema des Jahres 2025 für den Deutschen Caritasverband und für die Caritas unserer Gemeinde Haltern am See sein. Jeder ist eingeladen, zu kommen, keiner soll abgewiesen werden - was für ein Programm.
Dazu passt auch, dass Papst Franziskus am 24. Dezember mit dem Öffnen der heiligen Pforte des Petersdoms das heilige Jahr eröffnen möchte. "Heute klopft Christus aus dem Inneren der Kirche an und will hinausgehen", so begründet Franziskus sein Bild von der Kirche als "Feldlazarett". Ihre Aufgabe ist es nicht, sich von der Welt abzusondern, sondern über ihre Grenzen hinauszugehen und denen zu helfen, die physisch, psychisch, sozial und geistlich verwundet werden. [2]
Michael Ostholthoff hat am ersten Adventssonntag die Predigtreihe mit einem Traum begonnen: Gott klopft an die Tür unserer Gemeinde St. Sixtus, als Wohnungslose, als Kirchenasylbittsteller, als notleidender Mensch. Und so ist es eine logische und diakonisch-praktische Konsequenz, die Türen zu öffnen, damit auch wirklich jede und jeder kommen kann, damit Gott selbst hier in St. Sixtus eintreten kann.
In Zeiten von Wohnungsnot sind die intensiven Herbergssuchen vieler Menschen das Mega-Thema auch in unserer Stadt. Doch es sind nicht nur die Herbergssuchen, warum wir Türen öffnen sollten. Offene Türen brauchen alle in Haltern am See, die sich ihrer Einsamkeit, ihrer Erfahrungen des Scheiterns und ihrer Armutssituationen schämen - mitten in einer Stadt, in der es so vielen so gut geht und in der wir uns daher manchmal schwertun damit, die Perspektive der Anderen einzunehmen ("Leichter geht ein Kamel ...", vgl. Mk 10,25). Wie schnell gehen die Türen zu in diesen Zeiten, in denen die Politik die Angst vor dem Verlust des eigenen Wohlstands zum Wahlkampfthema macht und bereit ist, die Menschenrechte durch Gesetzesänderungen, wie beim Bürgergeld oder beim Asylrecht, zu verbiegen.
Besonders drängend ist das Thema der Herbergssuche mittlerweile ganz real für die, die in Haltern einfach nur bezahlbaren Wohnraum suchen. Die bis zu 2000 Haushalte, die einen Wohnberechtigungsschein haben (könnten), verzweifeln in einer Stadt, die seit 30 Jahren sozial geförderten Wohnraum für ein städtebauliche Schwäche ansieht. Das trifft vor allem diejenigen, die ohne unsere Hilfe nur noch die Option haben, in die Nachbarstädte auszuweichen. Ich meine die Geflüchteten und Wohnungslosen, die in Haltern am See so manches Mal vor verschlossenen Türen stehen.
Bitten wir den Herrn um sein Erbarmen: "Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist."