Am 11. April geht's los: Holzbildhauer Ernst Franz aus dem bayerischen Unterammergau wird auf dem Platz vor unserer Pfarrkirche St. Sixtus ein Gabelkreuz und eine über zwei Meter große Christusfigur anfertigen - für alle zum Zuschauen und gerne auch Mitmachen! Der 63-Jährige wird täglich etwa von 9 bis 18 Uhr vor Ort arbeiten.
Die Ankunft nach der langen Fahrt - über 700 Kilometer hat Ernst Franz von seinem Wohnort im Landkreis Garmisch-Partenkirchen bis nach Haltern zurückgelegt - am Donnerstagabend war gut: "Ich bin sehr herzlich empfangen worden", freut sich der Holzkünstler, der während seiner Tätigkeit im Wohnbereich des Pastoralbüros in der Gildenstraße einquartiert ist. Vor seinem Eintreffen dort hat er bei Forstdienstleister Franz Bennemann einen Lindenholzstamm ausgesucht, der am Folgetag auf den Marktplatz gebracht wird. "50 Zentimeter im Durchmesser, 2,20 Meter hoch und rund 300 Kilo schwer" sei dieser "Rohling", den er bis Karfreitag Stück für Stück verwandeln werde. Als Vorlage dienen ihm dabei eine ausgedruckte 1:1-Kontur und ein kleines Modellkreuz. "Es wird keine Jesusfigur, bei der am Ende jedes einzelne Haar ausgearbeitet ist", erklärt Franz. Das sei in diesem Zeitrahmen gar nicht möglich. Ziel sei vielmehr eine "naturalistische" Darstellung. Und ein wenig vorgearbeitet habe er daheim in Unterammergau auch schon - in seinem Lieferwagen liegen die hölzernen Arme Jesu zur Vollendung bereit.
Besondere "Rolle" für Halterner Jesusfigur
Ernst Franz begann mit 17 Jahren seine Ausbildung in der Schnitzschule Oberammergau. "Ich habe immer gern gezeichnet, das Talent hat mir meine Mutter weitergegeben", erzählt er. Inzwischen blickt der Holzkünstler auf 46 arbeitsreiche und kreative Jahre zurück, fertigte Skulpturen für Kirchen in Italien und den USA.
Und 2015 war es, als Ernst Franz im Auftrag des seinerzeitigen Pastoralreferenten der Münsteraner Effata-Jugendkirche, Rupert König, einen Christuscorpus schnitzte. Einer der regelmäßigen Besucher, die sich das Werk anschauten, war Michael Ostholthoff - damals Studentenpfarrer in Münster. Die Arbeit des Holzschnitzers aus Unterammergau blieb dem Seelsorger in Erinnerung - "und so kam das Projekt hier in Haltern zustande", schmunzelt Ernst Franz. "Michael hat mich angerufen und gefragt, ob ich ein Gabelkreuz und einen Christus in einer ähnlichen Aktion für St. Sixtus anfertigen könnte. Den Wunsch wollte ich ihm gerne erfüllen."
Und dabei sind alle herzlich eingeladen, zuzuschauen und auf Wunsch unter Anleitung auch selbst Hand anzulegen. "Ich freue mich auf jeden, der vorbeikommt", sagt der Holzkünstler. Und er freut sich, wenn "seinem" Jesus schließlich am Karfreitag eine ganz besondere Rolle zuteil wird: "Ich habe 2021 für die Überwasserkirche in Münster eine ähnlich große Jesusfigur geschnitzt, den sogenannten 'Corona-Christus'. (Er befindet sich zur Zeit in Pradalunga, Italien) Dieser wurde so in die Kirche gelegt, dass jeder ihn anfassen, ertasten konnte. Das macht etwas mit den Menschen - wenn Jesus nicht unerreichbar am Kreuz hängt, sondern an einem Platz in der Kirche liegt, der für alle erreichbar ist, wo sie ihn berühren können. Vor allem auch für die Kinder war das eine sehr berührende, schöne Sache."